Chronik des Vereines

 

1846 gründeten 19 Augsburger Bürger den Naturhistorischen Verein in Augsburg, der 40 Jahre später, also 1886, in Naturwissenschaftlicher Verein für Schwaben umbenannt wurde. Zehn Jahre nach seiner Gründung zählte der Verein bereits 500 Mitglieder (bei einer Einwohnerzahl der Stadt Augsburg von damals ca. 40 000!). Unter den Mitgliedern fanden sich – wie heute noch – Angehörige verschiedenster Berufe, vor allem Ärzte und Apotheker, Handwerker und Beamte sowie Kaufleute und Geistliche beider Konfessionen.
1848 wurde die erste Ausgabe der Vereinszeitschrift gedruckt und damit eine über eineinhalb Jahrhunderte reichende Publikationstätigkeit eingeleitet. 1848 fasste der damalige Vorsitzende Dr. med. KÖRBER als Hauptzweck des Vereins „die Förderung der naturwissenschaftlichen Studien und Kenntnis der in Augsburg vorkommenden Naturschätze“ zusammen. In diesem Sinne wurde damals mit dem Aufbau einer Naturaliensammlung begonnen. „Dank der wohlwollenden Unterstützung der Stadtväter“ konnte die schnell angewachsene Sammlung 1854 in das ehemalige evangelische Waisenhaus (später: Maximilianmuseum, das erste Naturmuseum Augsburgs) umziehen. Am 17.06.1856, so berichten die Annalen, geruhte der bayerische König Maximilian die Sammlung des Maximiliansmuseums zu besichtigen – mit teilnehmendem Interesse und beifälliger Anerkennung. Als Mann der ersten Stunde hatte der weit überregional bekannte Präparator und Tierillustrator JOHANN FRIEDRICH LEU* in nebenberuflicher Arbeit die Ausstellungsstücke des Museums über Jahrzehnte so naturgetreu gestaltet, dass der Naturforscher ALFRED BREHM 1879 anlässlich eines Besuches in Augsburg erklärte, er habe noch nirgendwo solch kunstvoll angefertigte Präparate gesehen.

Bedeutende und bis heute als Pionierleistungen anerkannte Forschungsberichte jener Zeit sind vor allem die vegetationskundlichen Arbeiten von FRIEDRICH CAFLISCH, die entomologischen Publikationen von CHRISTIAN FRIEDRICH FREYER, die erste Avifauna Schwabens von J. F. LEU und etwas später die paläontologischen Untersuchungen von Dr. OTTO ROGER.

1904 erhielt der Verein als neues Museumsgebäude für seine ständig wachsenden Bestände das ehemalige Stettenhaus am Obstmarkt. Hier bauten Vereinsmitglieder die Sammlung zu einer der umfangreichsten naturwissenschaftlichen Sammlungen Deutschlands aus. In der Bombennacht vom 25. auf den 26. Februar 1944 wurde das Museumsgebäude mit nahezu dem gesamten Inventar vernichtet.
Nach dem 2. Weltkrieg erholte sich der Verein relativ schnell. Mitglieder wie der Botaniker Dr. HERMANN ZIEGENSPECK, der Entomologe Dr. HEINZ FISCHER, der Ornithologe Dr. WALTER WÜST, der Biologe Dr. WILHELM ISSEL und schließlich der Botaniker Dr. ERNST NOWOTNY leiteten ein Zeit intensiver naturwissenschaftlicher Studien ein. Prof. Dr. HERMANN OBLINGER und Dr. FRITZ HIEMEYER lenkten in der zweiten Hälfte des 20 Jahrhunderts über lange Jahre den Verein äußerst erfolgreich. Sie trugen zusammen mit anderen Vereinsmitgliedern, vor allem mit LORENZ SCHEUENPFLUG, GEORG RADMÜLLER, Dr. GEORG STEINBACHER und JOHANN STANGL durch eine Vielzahl teils Grund legender Arbeiten wesentlich zur Kenntnis des Naturraumes Bayerisch-Schwaben bei.

1991 konnte nicht zuletzt auf jahrelanges Drängen des Naturwissenschaftlichen Vereins hin das neue Naturmuseum Augsburg bezogen werden. Die traditionelle Bindung zwischen Museum und dem Naturwissenschaftlichen Verein besteht, obwohl das Museum inzwischen eine städtische Einrichtung ist, seitdem ungebrochen weiter.
1996 feierte der Naturwissenschaftliche Verein für Schwaben sein 150–jähriges Bestehen im Goldenen Saal des Augsburger Rathauses mit einem Festvortrag des Klimaforschers Prof. WOLFGANG SEILER. Nicht zuletzt wollte die Vorstandschaft mit dieser Themenwahl auch verdeutlichen, dass der traditionsreiche Verein sich wesentlichen Zukunftsfragen verantwortungsvoll stellt und auch weiterhin stellen will.

 

* Einige Präparate von LEU sind kürzlich in der Vogelsammlung Hammerschmidt wiederentdeckt worden. Professor Ragnar Kinzelbach hat darüber in der Zeitschrift Vogelwarte berichtet.

Der Artikel darüber ist hier mit seiner freundlichen Genehmigung zu finden.